Fine

Die Heimat hat mich wieder. Heute sitze ich zum ersten mal seit Monaten im altvertrauten Computerraum der Uni. Ist schon nen seltsames Gefühl, das ganze Pack wieder zu sehen. Gestern war hier noch Rommelfasching und wenige Stunden später ist davon schon wieder nichts mehr zu merken. Die staubtrockene Uniatmosphäre hat die location vollständig zurückerobert. Da steht man dann nach einer kurzen Nacht im Auto da, auf der Suche nach minimaler Körperhygiene, steuert Richtung Herrentoilette und wird von dem traurigen Häufchen verstörter Frühaufsteher beobachtet wie ein nacktes Alien. Schon toll dieser Service, immerhin hat man ein geheiztes Plätzchen zum Zähneputzen, Wasser lassen und etwas frisch machen. Nur eine Dusche hätten sie hier von den Studiengebühren noch einbauen können…

Hier in Lummerland ist also nach wie vor alles beim Alten. Als ob jemand die Uhrzeiger auf dem Blatt festgetackert hätte. Glücklicherweise gilt das auch für die Qualität der Parties. Was wäre ein Studienjahr ohne Großereignisse wie Rommelfasching und -sommerfest und dem wöchentlichen Alexandrinumsbesuch? Alex hatte unrecht. Nicht die Studentenparties brauchen mich, sondern ich brauche die Studentenparties. Die handvoll guter Kumpels, die geblieben ist, das knackige Frischfleisch, die maskierten Karohemdenträger und die alkoholbedingt ausgelassene und mittlerweile sogar atembare Atmosphäre, alles! Als alter Hase lässt sich das Treiben auch wesentlich entspannter genießen, zurückgelehnter, ruhiger. Keiner muss sich mehr durch Alkoholexzesse beweisen, keiner quatscht dich mehr mit drögem Unikram voll. Man schaut, man findet, und man nimmt sich, was gerade gelüstet.

Was ein Kontrast zu China, dem Land der alkoholfreien Flutlichtparties, des emsigen Strebertums und dem Paarungsverhalten von übergewichtigen Landschildkröten. Endlich wieder Studentenleben!

P.S. Nicht falsch verstehen. Es war eine tolle und lehrreiche Zeit. Ich würde es jederzeit sofort wieder machen und auch jedem empfehlen. Nach einem knappen halben ists aber jetzt auch erstmal genug. Vieles ist einfach wirklich anders, und manchmal auf Dauer auch wirklich anstrengend. Gesehen und erlebt haben sollte man es dennoch auf jeden Fall!

Auf den Hund gekommen

Wir konnten Hunde ja eigentlich noch nie leiden, aber man wir ja älter, macht neue Erfahrungen, und wenn man Dinge mal aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet kann man seine Meinung gelegentlich auch mal ändern. Und so gings uns da auch mit Hund… wenn der schön knusprig und gut gewürzt auf dem Teller liegt…

Spass bei Seite, wir dachten uns, bevor wir hier langsam alle wieder Richtung Heimat abhaun, sollten wir die Untiefen der chinesischen Küche doch noch etwas genauer ausloten. Und da wir von einem Hunderestaurant in der Nähe des Campus erfahren hatten, statteten wir dem gestern Abend kurzerhand einen Besuch ab.

Serviert wurde das Leckerli dann typisch chinesisch: Fell weg und den Rest einmal grob inklusive Knochen durch den Mixer, Soße drüber, kurz in Ofen und gut. Das ist so ne Sache, an die ich mich wohl nie gewöhnen werde. Geschmacklich schienen sich dann die Geister zu scheiden. Während Christian eher weniger angetan war, langten Christoph und Markus umso kräftiger zu. Der Geschmack war vielleicht irgendwo zwischen Rind und Wildschwein anzusiedeln, schwer einzuordnen. Nochmal essen muss ichs nicht unbedingt. Gut, dass wir noch fünf andere, konventionellere Sachen zur Auswahl hatten.

Heut Abend ist für Christoph und mich schon wieder großes Dinner angesagt. Unser betreuender Professor, den wir während unserer Zeit hier unten genau ein einziges mal bei der Begrüßung gesehen haben, lädt das gesamte Robocupteam einschließlich uns zum Essen ein. Hund wirds aber heute wohl keinen mehr geben.

P.S. Christoph schick mir doch mal die Bilder! Danke!

Schneegestöber

Meine Tage hier in Shanghai sind gezählt. Freitag Nacht um 23.50 geht mein Flug zurück in die Heimat. Nach zwölf Stunden durch die Nacht, der Zeitverschiebung hinterher, bin ich dann morgens um fünf am Frankfurter Flughafen. Ich kann also quasi schon die Stunden zählen. Heute hatte ich schon mal zehn Kilo Gepäck per Post auf die Reise geschickt. Nach meinen Großeinkäufen würde ich das zulässige Gewicht fürs Gepäck locker sprengen.

Bis dahin wäre noch ein Stück an meinem Projekt zu erledigen. Von meinem Arbeitseifer, der mich seit kurz vor Weihnachten bis zu meiner Nebenhöhlenentzündung wunderbar motiviert hatte, ist momentan leider nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil, momentan macht sich wieder ein dummer Bug nach dem anderen breit. Und das resultierende Bauchgrummeln klingt ganz nach „…solln die den Scheiß mit ihrem Code doch selber ausbügeln.“

Vorhin hat es auch noch zu schneien angefangen, was doch sehr gut zur leicht melancholischen Abschiedsstimmung passt, die sich hier langsam aber sicher einstellt. Ein paar Dinge habe ich hier doch schätzen gelernt, insbesondere das glänzende Funktionieren der Dienstleistungsgesellschaft. Wäschewaschen, also Tasche abgeben und die Wäsche zwei Tage später fein säuberlich zusammengelegt zurückbekommen, 1,50€. Wenn noch irgendwas am Stoff zu ändern ist, Hose etwas kürzen, Loch flicken etc. wird das für weitere 50 Cent auch gleich miterledigt. In Erlangen wüsste ich nicht einmal, wo man das überhaupt machen lassen könnte, vom Preis ganz zu schweigen. Fahrrad reparieren lassen, ebenfalls 50 Cent. Haare schneiden, ein Euro. Selbst kochen? Wo man doch für 35 Cent schon gut und günstig satt werden kann? Und wenns dann doch mal etwas anspruchsvoller Essen gehen sein soll, die zwei Euro kann man auch gerade noch verschmerzen. Vom Einkaufen hab ich ja schon genug geschwärmt.

Die schwedische Bande von nebenan, also Arin, Nil, Morgan und Jimmy werde ich wohl auch etwas vermissen. Gut, dass deren Deutschlandroadtrip schon für den Sommer geplant ist. Und eine Tour nach Schweden steht ja bei mir auch schon seit letztem Jahr auf der todo-Liste.

Gut gerutscht?

Nun ja, die Feierlichkeiten hier in Shanghai hielten sich jedenfalls ziemlich im Rahmen. Die drei Raketen, und das nicht im sprichwörtlichen Sinne, die hier am Huangpu Ufer abgefackelt wurden, wären einem Kuhdorf irgendwo im nirgendwo gut zu Gesicht gestanden, aber nicht einer vielgehypten 20-Millionen-Metropole. Einerseits scheint also das gregorianische Neujahr hier doch nicht so die große Rolle zu spielen, andererseits war es wiederum völlig unmöglich, in dieser Nacht eines der Myriaden von Taxis zu bekommen. Irgendwo müssen also doch still und heimlich drei Leute eine dicke (chinesische) Party zelebriert haben. Nach Mitternacht hatten wir uns dann nach einem längeren Nachtmarsch in frostiger Kälte in einen der überteuerten Nachtclubs zurückgezogen. Die für mich bleibendste Erinnerung dieses Abends war dann auch folgerichtig eine Nebenhöhlenentzündung, die sich die darauffolgenden Tage einstellte und mich immer noch nicht ganz losgelassen hat.

Mit meinem Chinesischtest und insbesondere dessen Korrektur war ich auch alles andere als glücklich, und so hab ich jetzt das große Vergnügen, den Test am Donnerstag nochmals schreiben zu können. So kollegial sich May auch sonst im Unterricht gibt, hier bei der Korrektur scheint sie päpstlicher als der Papst arbeiten zu wollen und jegliche sachliche Kritik als Angriff auf ihre Autorität und Kompetenz als Kursleiterin zu sehen. Möglicherweise sind Beschwerden an der Korrektur hier auch völlig unüblich, wer weiß.

Wann ich jetzt genau heim fliegen werde, lässt sich auch noch nicht genau absehen. Sieht momentan schon mehr nach Mitte-Ende Januar aus. Gut, dass ich mein Flugticket noch nicht gebucht hab.

Chinesisch für Anfänger

Da wars noch warm!Mir ist aufgefallen, dass ich noch mit keinem Wort meinen Chinesischunterricht erwähnt habe. Und das, obwohl ich damit immerhin zwei Nachmittage die Woche, jeden Donnerstag und Freitag, verbringe. Wir haben das Glück, eine sehr kleine Klasse zu haben. Im Grunde nur die Schweden und ich. Da Jimmy und Morgan über Weihnachten nach Hause gefahren sind heißt das, dass wir momentan gerade mal drei Studenten sind. Die Betreuung ist damit also entsprechend intensiv und man kommt sehr viel zum Sprechen im Unterricht. Ich hatte mich ein paar Wochen nach Beginn des Kurses noch angeschlossen, und zunächst etwas aufholen dürfen, was aber gut geklappt hat.

Schwer beschäftigtNils ResultateUnsere Lehrerin namens May ist sehr engagiert und bemüht, uns einen abwechslungsreichen Unterricht zu bieten. Zum Lernen der chinesischen Schriftzeichen haben wir uns beispielsweise echte Kalligraphiepinsel und Papier besorgt und dann unter Anleitung damit munter das Papier verunstaltet. Bei den Schriftzeichen ist es wichtig, die Striche in genau der richtigen Reihenfolge zu zeichnen. Nur dann stimmen die kleinen Details, die leicht überstehenden Kanten, die Knicke etc. Jeder Strichtyp hat auch einen eigenen Namen. Kennt man die Reihenfolge der Striche, kann man damit im Handy Zeichen eingeben.

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Im Ameisenstaat

Dieser Eintrag liegt mir schon länger auf dem Herzen. Es geht um etwas, das sich an keinem konkreten Ereignis festmachen lässt. Es geht hier mehr um die Summe von Kleinigkeiten, ein unbestimmtes Bauchgefühl, das sich hier unten nach längerem Aufenthalt einstellt und langsam zur Gewissheit wird. Und auch wenn ich hier schon etliche Chinesen kennengelernt habe, die nicht ins folgende Schema passen und bei denen ich mich hier im Voraus für meine Verallgemeinerungen entschuldigen möchte, so bestätigen sie letztlich doch nur als sprichwörtliche Ausnahmen die Regel: China, der Ameisenstaat.

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Campus Ghosts

Strange things happen, when some students, angry about the pub situation on the campus, hang around there on a friday night. Well, the original idea was just to take some photos from those wonderfully lighted trees next to our chinese classroom. First we decided to grab some beer, to make the photo session more convenient, which led to some crazier ideas later. But at this point, the pictures better speak for themself.

Men In Black

As we already know, shopping in Shanghai is quite a pleasure, even for men. Our newest acquisition was a bunch of tailored suits and shirts, that my Swedish fellow students and I bought at the cloth market at Liu Jia Bang Lu – for about 50€ each. I even found a shop for hand made leather shoes. But my very own diabolic creation in black and read will not be ready before January.

May I now proudly present ourself, posing around very seriously dressed, rrrrready for big business:

Suzhou

Während der Micha am letzten Wochenende lieber ne ruhige Kugel schieben wollte und in das Bauerndorf Xi Tang gefahren ist, hat es sich der Rest von uns für 3 Tage in Suzhou gut gehen lassen.

Suzhou ist ein 2 Millionen Einwohner Städtchen, das nur ca. 80 km von Shanghai entfernt ist und wegen seinen vielen Kanälen auch das Venedig des Ostens genannt wird.

Nachdem wir trotz der Hilfe eines chinesischen Komilitonen erfolglos einen Bus suchten, der nahe unsres Campus abfahren würde, dachten wir uns was soll der Geiz und sind für den Festpreis von umgerechnet ca. 25 Euro in ein Taxi gestiegen. Eine kurze Fahrt in der Rikscha später wurden wir erneut positiv vom Preis des Hostels überrascht: Schlappe 5 Euro pro Nase im 4er Zimmer, allerdings mit unterdimensionierten Warmwassertanks in den Duschen. (Man weiß sich zu helfen: siehe Bild oben rechts)

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Xi Tang

Obwohl ich momentan eigentlich schwer am Projekt schaffen sollte, um im Januar zeitig nach Hause zu kommen, war ich am Wochenende wieder unterwegs. Während der Rest von uns fünf sich in Suzhou die Kante gab, hatte ich mich für etwas ruhigeres entschieden und war mit unseren schwedischen Nachbarn und einigen Chinesen nach Xi Tang gefahren. Xi Tang ist ein kleines Städtchen, und das diesmal sogar nach deutschen Maßstäben. Das einzige was man im Westen jemals davon gesehn haben könnte, ist eine längere Szene in Mission Impossible 3. Im Film wurde Xi Tang als Drehort für eine in Shanghai spielende Szene missbraucht, obwohl die Städte unterschiedlicher nicht sein könnten.

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