Ausrutscher

Eigentlich hatte ich überhaupt nicht vor, chinesische Krankenhäuser von innen zu sehen, aber erstens kommt es ja bekanntlich anders, und zweitens als man denkt. Ich hatte mich beim Basketball spielen mit einigen Chinesen auf dem regennassen Gehweg nebenan unsanft aufs Kinn gelegt und mir dort eine Platzwunde zugezogen. Im ersten moment hatte ich davon mal wieder garnichts gemerkt, erst als ich dann plötzlich nen ordentlichen Klecks Blut in der Hand hatte und keine Ursache lokalisieren konnte, wurde ich nachdenklich.

Kurz und gut bin ich dann mit Christians Arbeitskollegen aka Lobelt aka Robert und zwei Freunden von ihm ins nächste Krankenhaus gefahren. Bevor ich im Taxi meinen Geldbeutel zücken konnte, hatte Robert mal wieder bezahlt. Er bringt mich wirklich noch zum Verzweifeln. Wenn man ihn nicht mit physischer Gewalt vom Bezahlen abhält und eine zweite Person derweil das Zahlen übernimmt, kann ihn kein noch so ausgefeilter Trick stoppen. Robert ist immer schneller.

Das Krankenhaus in Anting machte einen ordentlichen Eindruck. Als erstes warf der relativ junge, glücklicherweise vertrauenserweckende Stationsarzt einen Blick auf die Wunde, dann bekam ich für 1€ eine Patientenkarte. Für weitere sage und schreibe 6€ wurde ich dann zusammengeflickt und bekam noch nen pack Antibiotika und ne Tetanusimpfung mit. Für die Impfung gabs erst sogar noch nen Test gegen Überempfindlichkeit. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass ich etwas mehr als rundum perfekt versorgt werden sollte. Oder dass ich von der perfekten medizinischen Versorgung in China überzeugt werden sollte. Alle meine Versuche, mich höflich um die Tetanusimpfung, die ich mir erst vor zwei Wochen in Deutschland hatte erneuern lassen, zu drücken, waren jedenfalls vergebens. Das Antibiotika hab ich vorerst auch mal sein lassen, solange sich nichts entzündet.

Gestern morgen, also eine Nacht später, sah das ganze auch schon wieder viel besser aus. Der Verband ist ab, die Wunde heilt gut und unter dem 3-Tage-Bart ist die Naht kaum zu sehen.

Einen Ausrutscher der anderen Art lieferte sich vorgestern Nacht noch Christian, der beim nächtlichen Trip ins Zentrum deutlich tiefer ins Glas geschaut hatte, als sein Magen und sein Erinnerungsvermögen für gut befanden. Max hat die Schmankerl des Abends glücklicherweise fotografisch festgehalten, was momentan dazu führt, das Christian sogar bereit wäre, seine Seele zu verkaufen, nur um die Veröffentlichung der Bilder zu verhindern.

Nachtrag von Bümmel
Alles halb so wild, eins der Tsigtaos muss schlecht gewesen sein. 🙂

2 Gedanken zu „Ausrutscher

  1. Wie fuelst du dich jetzt? Sei viel vorsichtiger! Deine Freunde (including me)werden sich große Sorgen um dich machen,wenn du um dich nicht gut kuemmerst .^^
    Robert muss unbedingt sehr hilfsbereit und freundlich von deiner Beschreibung.Besonders dem Satz:“Er bringt mich wirklich noch zum Verzweifeln“~~humorvoll! Du schreibst „Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass ich etwas mehr als rundum perfekt versorgt werden sollte“Dann sheint es mir ,du bist ein bisschen überheblich.haha,I’m kidding.(Wie heißt „I’m kidding“ auf Deutsch?) Natuelich sind wir Chinesen sehr auslaenderfreundlich!^^
    Es ist sehr schade,es gibt keine neuen Fotos.Schließlich muss ich sagen,dein Blog ist cool und interessant! Mir gefaellt es sehr sehr!!Ich habe auch ein Blog ,aber auf Chinesisch,darum kannst du nicht meine kleinen Lebenschnipseln teilen…Aber kein Ding~~~Ich werde oft hierher kommen.Weiter!Figting!

  2. Alles wieder im Lot. Ist schon fast komplett verheilt. Heute Morgen hab ich mir dann noch den Faden rausgemacht. Nachdem das Kinn also wieder in Ordnung ist, hab ich mir gestern beim Basketball gleich wieder was anderes eingefangen, nämlich den Daumen überdehnt… 😉 Erstaunlicherweise funktioniert das Essen mit Stäbchen aber auch linkshändig schon ganz gut.

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