Esstechnisches

Das Essen hier ist jedesmal ein Abenteuer für sich, das meistens schon mit der großen Frage beginnt, ob es wohl eine englische Karte geben wird. Falls nicht, bleibt noch die meist vergebene Hoffnung auf brockenweise Englischkenntnisse des Personals, ein Restaurantwechsel oder der absolute Griff ins Blaue. Zu diesem sahen wir uns allerdings bisher noch nicht genötigt und angesichts der merkwürdigen Kreationen, die wir hier schon auf diversen Tellern auf Nachbartischen gesehen haben, werden wir uns davon wohl noch eine Weile fernhalten.

Oft sind die Gerichte garnicht weit von dem entfernt, was man in Deutschland unter chinesischer Küche kennt, nur ist sie ungleich vielfältiger und besteht oft aus unidentifizierbarenden, aber durchaus wohlschmeckenden Zutaten. Schwarzbrot, Semmeln, Käse und Würste wie bei uns kennt man hier garnicht. Morgens und als Snack gibt es diverse kleine Backwaren, die den Gaumen allerdings häufig durch süß-salzige Gewürzmischungen verwirren. Der gestrige Versuch einer morgendlichen Portion Reisschleim war auch nicht gerade ein kulinarischer Hochgenuss. Das Zeug erinnerte viel mehr an die völlig geschmacksneutrale Nährpampe, die Raumfahrern in Sciencefiction-Filmen vorgesetzt wird. Dagegen die scharfe Brühe von heute Morgen mit einer undefinierbaren weißen Einlage, die Konsistenz irgendwo zwischen Schlagsahne und gekochtem Eiweiß, war gut essbar.

Mittags wird die Sache interessant. Zunächst einmal wäre da mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Reis die einzige Beilage wäre. Sehr beliebt sind hier auch diverse Nudelsorten, deren Vielfalt durchaus mit italienischen Verhältnissen konkurrieren kann. Zudem scheint der goldene Leitsatz zu gelten, dass es wohl nichts gibt, das man nicht durch Zugabe eines großen Schöpfers Suppenbrühe noch verbessern könnte, egal ob darin dann Spiegeleier, Fleischbrocken, Wirsingschnipsel, besagte Nudeln, Fischstücke, getrocknete Pepperoni, Zwiebelhälften, magische Pilze oder gerösteter Tofu herumschwimmen. Aber egal welche Kombination wir bisher in unserer Lieblingsmensa wählten, es war alles wirklich schmackhaft, und das sogar ohne den übermäßigen Einsatz der legendär-obligatorischen Sojasoße.

Nachtrag von Bümmel
Interessant ist auch die chinesische Variante von Überaschungseiern. Ein Hefeklops mit A-ha Effekt – mal mit süßen Bohnen, mal mit nem Fleischklöschen oder mit undefinierbaren Gemüse gefüllt. Wie auch immer, ich freu mich auf meinen ersten gut gedünsteten Hund.

2 Gedanken zu „Esstechnisches

  1. Hi,

    ich war auch vor 2 Wochen in Shanghai! Geile Stadt, mit nettem Nightlife.
    Bin dann auch mit dem „maglev“ (Transrapid) gefahren, das ist auch ein cooles Erlebnis. Aber zum Essen: Wir hatten das selbe Problem, jedesmal pantomimisch darstellen zu müssen, was wir essen wollen 🙂
    Aber ich hab nen Tipp: auf schanghai.com gibts ne speisekarte zum downloaden. Sehr witziges Teil, was einem das Leben erleichtert: http://www.schanghai.com/?p=download

    Viel Spaß noch
    Jonas

Kommentare sind geschlossen.