Suzhou

Während der Micha am letzten Wochenende lieber ne ruhige Kugel schieben wollte und in das Bauerndorf Xi Tang gefahren ist, hat es sich der Rest von uns für 3 Tage in Suzhou gut gehen lassen.

Suzhou ist ein 2 Millionen Einwohner Städtchen, das nur ca. 80 km von Shanghai entfernt ist und wegen seinen vielen Kanälen auch das Venedig des Ostens genannt wird.

Nachdem wir trotz der Hilfe eines chinesischen Komilitonen erfolglos einen Bus suchten, der nahe unsres Campus abfahren würde, dachten wir uns was soll der Geiz und sind für den Festpreis von umgerechnet ca. 25 Euro in ein Taxi gestiegen. Eine kurze Fahrt in der Rikscha später wurden wir erneut positiv vom Preis des Hostels überrascht: Schlappe 5 Euro pro Nase im 4er Zimmer, allerdings mit unterdimensionierten Warmwassertanks in den Duschen. (Man weiß sich zu helfen: siehe Bild oben rechts)

Den Geheimtipp für die Bleibe hatten wir von ein paar deutschen Mädels, die uns im Hostel in Beijing über den Weg liefen und derzeit in Suzhou studieren. Sie gaben uns außerdem den sehr weisen Ratschlag, die geniale Bar- und Discostraße Shi Quan Jie zu erforschen und nahmen uns am Samstag sogar mit zu einer Hausparty, bei der dank mexikanischem Gastgeber reichlich original Tequila floss. Als die Polizei das Gelage räumte, naschten wir schließlich wieder in der Shi Quan Jie unser píjiŭ (=Bier).

Aber nicht nur zum Feiern eignet sich die Stadt hervorragend. Mit geliehenen Bikes vom Hostel und viel Sonne im Rücken folgten wir am Samstag und Sonntag den Kanälen. An dieser Stelle scheuen wir uns nicht, euch unsere atemberaubenden Erfahrungen in Form folgender höchst objektive Fakten mitzuteilen:

  • Die Gärten (einige davon UNESCO-Weltkulturerbe) sind scheisse und eignen sich nur um dort ein bisschen rumzuklettern
  • Eine Absperrung bedeutet bei Chinesen grundsätzlich der Bau einer Mauer
  • Straßen beginnt man am besten von zwei Richtungen zu bauen, die werden sich später mit großer Wahrscheinlichkeit treffen
  • Max kann Treppen runterfahren, sein Fahrrad jedoch nicht.
    (Siehe Bild unten: Ein Chinese, der stolze 4 Jahre deutsch gelernt hat flickt sein Rad.)
  • Auch Goldfische müssen Gassi (zum vergrößern Bild anklicken)
  • Schlamm befördert man zwischen zwei Booten am besten mit einem handelsüblichen Kran. Halb so wild, wenn die Hälfte daneben geht, spätestens der Nächste, der seine Kleidung im Fluss wäscht saugt wieder alles blitzeblank auf.
  • Die chinesische Kopie eines Döners ist äußerst schmackhaft (diesmal völlig ohne Ironie!)

Als die Beine mal vom Radeln müde wurden, kauften wir während eines Päuschens bei einem Straßenhändler jeweils eine deutsche Übersetzung von verschiedenen Reden des Mao Tse-Tungs. Das Buch mit teilweise richtig hartem Tobak ist nun zu meiner persönlichen Klo-Lektüre aufgestiegen.

Bei Ansagen wie
Völker aller Welt vereinigt euch, besiegt die USA-Aggressoren und alle ihre Lakaien! (1)
oder
Jeder Kommunist muß diese Wahrheit begreifen: Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen. (2)
ist man aber auch froh, wenn man wieder vom Topf runter kommt.

An dieser Stelle viele Grüße an die angeblich 40.000 chinesischen Beamten für Internet Zensur! Hier noch ein paar Nacht Bilder:

Quellen:
(1) „Erklärung zur Unterstützung des Volkes von Kongo(L) gegen die USA Aggression“ 28.11.1964
(2) „Probleme des Krieges und der Strategie“ 06.11.1938

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