Rock`n`roll!

Zuerst sei hier verkündet, dass Simon, der 5. und damit letzte Erlanger Student nun am Dienstag nachgekommen ist. Glück für ihn, dass wir uns schon ein bisschen hier auskennen und so manche Frage beantworten können.
Herzlich Willkommen an dieser Stelle!

Nun zum eigentlichen Thema: Rock in Shanghai

6 Wochen ist es mittlerweile her, dass wir frisch und kulturgierig angekommen sind. Anfangs schlugen wir uns die Nächte in meist recht coolen, aber Musikmäßig eher am Mainstream orientierten Clubs um die Ohren. Wir stellten fest, dass Elektronische Mucke und manchmal Hip Hop hier State of the Art ist, alternative Musik á la Erlangens Immergutrocken gab`s erwartungsgemäß dagegen nicht. Pech für alle außer Max, der in der Tat auf Hip Hop steht.

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Gut, dann eben keine Indie Clubs. Voller Freude las ich dann aber, es würde ein 2-Tages Festival direkt in Shanghai stattfinden! Ein Festival mit Campen und sogar hauptsächlich Chinesischen Bands! Ein FESTIVAL!

Einen Tag vorm geplantem Beginn staunte ich jedoch nicht schlecht über folgende dubiose Meldung in einem Forum:
„I am sorry to inform everybody that due to coinciding with the 17th National Congress of the Communist Party of China, the 1234 FESTIVAL has been CANCELLED“
Die Homepage vom Event wurde auch gleich zensiert, genau wie es schon Wikipedia, Youtube, Flickr und wie sie alle heißen erging.

OK, wenn schon kein Festival, dann wenigstens ein Konzert denkt sich der geneigte Rock Fan.
Da hier Konzerte von Bands, die man auch im Westen kennt verdammt rar sind, freundeten sich Christoph und ich vielleicht auch aus Mangel an Auswahl mit Tickets für nen Linkin Park Auftritt für je 20€ an.

Erschreckend ist, dass es keine Steh-, sondern ausschließlich Sitzplätze gibt, was hier ganz normal sei. Heißt das nun kein Schweißgeruch vom Schulter-an-Schulter stehenden Nachbarn, kein Pogo oder wenigstens ein bisschen Getränge? Am 18.11. ist`s soweit, ich werde darüber berichten.

Aber zurück zu den Rock Clubs. Spätestens nach diesem und letztem Wochenende wissen wir, dass es sie gibt, wenn auch nur vereinzelt und leider wie auch die anderen Clubs, sind sie fast nur von Westlern besucht.

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Robocup

Für den Titel hats leider nicht ganz gereicht. Aufgrund der Torbilanz sind wir leider nur zweiter geworden. Glückwunsch an die Jungs des Teams „Wright Eagle“ von der University of Science and Technology of China, die mit zwei Punkten Vorsprung gewonnen haben. Bilder und mehr Text gibts, sobald wir vom Feiern zurück sind und wieder Netz haben.

Fussball auf vier Beinen

Seit gestern sind Christoph und ich in wichtiger Mission unterwegs. Es gilt, den Titel des chinesischen Robocups an die Tongji zu holen. Genauer gesagt, den der vierbeinigen Liga, die mit den putzigen Roboterhunden von Sony namens Aibo ausgetragen wird. Die Kleinen müssen dabei das Runde ins altbekannte Eckige machen, es dreht sich also ausnahmsweise um Fußball, nicht Basketball. Der Cup wird in Ji’nan ausgetragen. Das ist mal wieder eines dieser austauschbaren, grauen Millionenstädchen, von denen der Durchschnittswessi noch nie zuvor gehört hat. Ji’nan liegt etwas südlich von Peking, oder anders ausgedrückt, neun Stunden mit dem Nachtzug nördlich von Shanghai.

Was auf der Chinakarte wie ein Katzensprung aussieht, kann sich in der Realität gewaltig hinziehen, insbesondere wenn man keinen Schlafwagen gebucht hat. Anfangs versuchte ich mich, durch Kartenspielen etwas abzulenken, aber diese seltsame chinesische Variante schien mir beim besten Willen keinen Sinn zu machen. Ich schlug mir noch etwas mit meinem Chinesischbuch die Zeit um die Ohren, bis sich dann irgendwann endgültig dieser Limbozustand einstellte. Man schläft nicht, weil der schäbige Sitz einfach keine entspannte Körperhaltung zulässt, man ist auch nicht wach, mal glotzt man starr vor sich hin, mal fallen einem wieder die Augen zu. Und irgendwann wird es draußen wieder hell. Zwischendrin tastet man sich noch einmal bis zu diesem übelriechenden, stockfinsteren Etwas vor, für das das Wort Toilette eine hemmungslose Übertreibung wäre.

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Fakes und Feilscherei

Shoppen in Shanghai ist ein Kapitel für sich. Eines, für das man sich auf jeden Fall viel Zeit mitnehmen sollte. Denn wie wir ja bereits wissen, verschlingt bereits die Anreise ins Zentrum schon mal zwei Stunden. Aber auch der restliche Ablauf ist nicht unbedingt auf Effizienz getrimmt, was für den männlichen Kunden wohl das größere Problem darstellt. Aber der Reihe nach.

Zum Shoppen gibt es hier mehrer Optionen. Numero eins: Touristen-Fakemärkte, also das was man in jedem Reiseführer findet. Die Qualität ist unter aller Sau und die Preise, auch wenn man gut feilscht, für die schäbige Ware noch zu teuer. Ein Gürtel, den ich mir hier beispielsweise besorgt hatte, war schon nach etwa zwei Wochen im Eimer. Numero zwei: Westliche Kaufhäuser, die Glamourmeile bzw. diverse Markengeschäfte. Hier zahlt man westlich überteuerte Preise, also beispielsweise lächerliche 50€ aufwärts für diverse T-Shirts oder auch mal 750€ für irgend ne bestickte Jeans. Also auch nicht unbedingt das, was den studentisch betuchten Shopper glücklich macht. Und dann wäre da noch Numero drei, von der mir Zhu, einer meiner Basketballcollegas irgendwann erzählt hatte, als ich ihm unser bisheriges Shoppingleid beichtete.

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pudong@night

Und weils so schön ist, heute gleich noch eine Fotoserie. Während Bümmel und Max vorgestern irgendwo im Theater waren, hatte ich mir mal wieder Bümmels Foto geschnappt und war damit unterwegs. Diesmal direkt am Bund, von wo aus man einen wunderbaren Blick auf das gegenüberliegende Ufer des Huangpu auf die Skyline von Pudong hat. Die Bilder sind diesmal gleich im 1600×1200 Format, falls jemand in Versuchung kommen sollte, sie als Desktophintergrund zu missbrauchen. Jimmy, mein schwedischer Zimmernachbar hat mir derweil angeboten, in Zukunft sein Stativ mit auf Tour zu nehmen. Von dem Angebot werde ich sicherlich Gebrauch machen. Denn für Morgen haben wir Zugfahrkarten nach Hangzhou gebucht. Einem „Städtchen“ am Westsee, das angeblich sehr idyllisch und landschaftlich reizvoll sein soll. Das ist zwar schwer vorstellbar bei immerhin sieben Millionen Einwohnern und wer weiß schon, was der durchschnittliche Shanghaier unter landschaftlich reizvoll versteht, wenn er außer den hießigen Parks noch nicht viel gesehen hat, aber wir lassen uns gern überraschen.

Ganz unten sind noch ein paar Bilder aus der Nanjing Lu, der touristenüberladenen Fußgängerzone Shanghais.

Lan qiu…

…oder auch Basketball genannt, meint es anscheinend nicht gut mit mir. Was ich mir hier schon alles an größeren und kleineren Verletzungen zugezogen habe, geht auf keine Kuhhaut. Dennoch, es macht einen heiden Spaß, und irgendwie merke ich jetzt erst, dass es mir schon in Erlangen ständig gefehlt hat. In meinen zwei Jahren im Verein in Weißenburg hatte ich mich genau zwei mal verletzt. Hier in Shanghai bin ich etwa bei einem Schnitt von einmal pro Woche – zugegeben, ich bin auch fast täglich auf dem Platz. Ich will den Spaß mal kurz aufzählen:

Mein zweiter Tag am Basketballplatz, es regnet, ich schlag mir auf dem glatten Pflaster neben dem Feld nach einer eleganten Rückwärtsrolle das Kinn auf, und darf es mir im Krankenhaus flicken lassen.
Ein paar Tage später, ich bin gerade etwas aus dem Gleichgewicht, rudere mit den Armen, und der Ball erwischt unglücklich meinen Daumen, so dass er die dortigen Bänder gründlich überdehnt. Ich gönne mir drei Tage Pause.
Die Wunde am Kinn heilt gut, der Daumen ist akzeptabel, ich bin wieder am Platz. Als wir eigentlich schon gehen wollten, fange ich mir noch einen Ellenbogencheck gegen den noch vom Sturz lädierten Unterkiefer ein und zermatsche mir dadurch irgendwas in der Ohrgegend. Die Platzwunde am Kinn blutet wieder munter.
Als soweit alles wieder im Lot ist, biege ich mir den rechten kleinen Finger etwas um, kein großes Ding.
Vorgestern gabs dann mal wieder einen Ellenbogencheck, den ich diesmal elegant mit dem Oberkiefer abfing. Die Lippe ist innen und außen etwas aufgeplatzt, die Zähne scheinen aber soweit in Ordnung geblieben zu sein.
Tja, und gestern schaff ich es, sehr glorreich mit dem linken kleinen Finger, mich im Trikot des Gegenspielers zu verhaken, und das Gelenk, die Bänder, oder was auch immer, zu überdehnen.

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Feiern bis der Arzt kommt

Wenn man an exzessive Parties, Alkoholleichen und Heimtorkeln im Morgengrauen denkt, dann verbindet man das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mit China. Um es vorwegzunehmen: zurecht. Man könnte das Drama auch etwa so definieren: Immer, wenn mehr als drei Personen abends zusammensitzen und möglicherweise sogar Alkohol trinken, ist das bereits eine zünftige, chinesische Party.

So traurig das auch klingt, es ist noch nicht mal eine Übertreibung. Die erste Stilblüte ereignete sich kurz nach unserer Ankunft. Wir waren abends zusammen mit den Schweden in der Fußgängerzone des Campus gesessen und hatten etwas am Bier geschnuppert. Nichts ungewöhnliches für europäische Verhältnisse, jeder zwei, drei Halbe getrunken, etwas unterhalten, gelacht, und um Mitternacht vielleicht langsam Richtung Wohnheim gewandert. Tags darauf kommen wir mit irgend einem Chinesen ins Gespräch. Und weil es doch ein nicht unwichtiges Thema ist, fragen wir ihn auch, ob es hier auf dem Campus so etwas wie Studentenfeiern gäbe. Jaaaa, da hätte er gestern erst eine gesehen, da wären ein paar Auslandsstudenten in der Fußgängerzone gesessen und hätten so richtig, richtig abgefeiert… Aha, so nennt man das hier also, dachten wir uns leise, und die ersten Zweifel am chinesischen Partyverständnis machten sich bemerkbar.

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Der mit dem Elch spricht

Es klopft an der Tür. Von draußen dringt in einem kantigen Deutsch, wie man es höchstens aus schlecht vertonten Weltkriegsshootern kennt, ein markiges „Kommen Sie hier!“ an mein Ohr. Vermutlich hat mein Zimmernachbar Jimmy mal wieder irgendetwas ausgeheckt.

Im Gang direkt gegenüber haust nämlich schon seit unserem Einzug eine ganzer Haufen schwedischer Studenten der Universität Uppsala. Die Bande bestehend aus Nil, Arin, Morgan und Jimmy sind sehr angenehme Zeitgenossen. Das einzige Manko besteht darin, dass sie nicht weiblich sind, bzw. dass sie es versäumt haben, hier einige blonde Schwedinnen mitzubringen. Davon mal abgesehen, können wir uns allerdings kaum bessere Nachbarn vorstellen. Von mehr oder minder exzessiven Trinkgelagen bei der wöchentlichen „English Corner“ bis hin zu StarCraft-Sessions und Shoppingtouren ergeben sich allerlei gemeinschaftliche Aktivitäten. Auch ihrem Chinesischkurs hab ich mich mittlerweile angeschlossen.

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Oans Zwoa Gsuffa!

Am Mittwoch hatte Michael Geburtstag und ein Ort, wo wir das anständig feiern konnten war schnell gefunden: In einer der drei hiesigen Paulaner Brauereien war Anstich zum Shanghaier Oktoberfest 2007! Da wir schon auf einige verschwommene Erinnerungen an die original Münchner Wiesn zurückblicken können, waren unsere Erwartungen und zugleich unsere Bedenken, ob man denn auch sowas kopieren kann, recht hoch. Mit riesigen Durst angekommen bekamen wir einen exzellenten Platz auf einer Art Empore und schon funkelten unsere Augen, als wir einen Blick in die Speisekarte riskierten. Von Obatzter bis Kassler mit Kraut war so manches Schmankerl vertreten.

Als dann die Kapelle „Kirchdorfer Musi“ zu spuiln begann, die direkt aus dem Münchner Löwenbräuzelt eingeflogen wurde und man zum ersten mal zu „Ein Prosit“ die Maß heben konnte, ja spätestens dann hat man sich a bisserl wie zu Haus im Freistaat gfühlt. Zugegeben, die Leute ließen sich noch sehr lange bitten, bis sie die Bänke erklommen und die erste Bolonese starten konnte, und auch ein Dirndl ist noch kein Garant für bayerische Gemütlichkeit, wie man an der nicht unbedingt über beide Ohren strahlenden Kellnerin erkennen kann, die sich Max für ein Foto schnappte.

Bei der dritten Maß und mindestens dem fünften mal Austreten angekommen, gab`s noch einen Grund zur Freude, als man unsere Sorgen um die horente Rechnung wegspülte und es hieß „Zum Anstich alles zum halben Preis!“ Daraufhin mischten wir uns vor der Bühne unters Fußvolk und zu „Er hat ein knallrotes Gummiboot“ wurden die Getränke klarer, die Erinnerungen drüber.

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Frischfleisch

Christoph hat es nach einiger Verspätung doch noch zu uns geschafft. Dazu musste ich gestern zu unmenschlich früher Uhrzeit aus dem Bett krabbeln, um ihn an der Maglev Station einzusammeln. Zimmertechnisch hat er leider etwas Pech gehabt. Der Büromensch hat ihm nen Zimmer im fünften Stock auf der Südseite angedreht – ohne funktionierende Klimaanlage und ohne Aufzug! Mein vollstes Beileid an dieser Stelle.

Und weils grad gar so gut passt:
Die Schlübber von Shanghai